Energydrinks sind dafür bekannt, dass sie eine anregende Wirkung auf den Organismus haben sollen. Sie versprechen grenzenlose Ausdauer, höchste Konzentration, Steigerung der Leistung auf allen Ebenen und manchmal sogar Flügel. Seit ihrem rasanten Start Ende der 80er Jahre gehören sie mittlerweile zu den beliebtesten Getränken überhaupt. Mehr als 30 % der Jugendlichen unter 18 Jahren konsumieren regelmäßig die ''Energie'' aus den Dosen. Dabei kann es durchaus zu Nebenwirkungen mit nicht unerheblichen gesundheitlichen Folgen kommen. Die besondere Gefahr liegt vor allem darin, dass sich viele Jugendliche ein Leben ohne Energydrinks nicht mehr vorstellen können und sich ohne die vermehrte Einnahme nicht mehr für ausreichend leistungsfähig halten.
Experten wie Prof. Dr. Roland Richard Tilz von der Universität Lübeck warnen davor, dass diese stark koffeinhaltigen, oft zuckerhaltigen Getränke mit Herzrasen, erhöhtem Blutdruck, Gewichtszunahme, Übelkeit, Kopfschmerzen, Angstzuständen und Schlafproblemen in Verbindung stehen können.
In den USA sind sogar Todesfälle bekannt, wobei stark davon ausgegangen wird, dass sie mit der Einnahme von Energydrinks zusammenhängen könnten.
Trotz der Risiken werden Energydrinks bei Menschen in allen Altersgruppen immer beliebter. Influencer und Prominente bewerben diese Getränke in den sozialen Medien. Auch bei Sportveranstaltungen und in TV-Werbespots sind Energydrinks immer häufiger zu sehen. Der weltweite Umsatz mit Energy-Drinks liegt bereits bei mehr als 50 Milliarden US-Dollar, Tendenz steigend.
Die von vielen Menschen wahrgenommene aufputschende Wirkung resultiert aus einer Mixtur von verschiedenen Zusatzstoffen. Das sind vor allem Koffein, Taurin und Vitamin B-Komplex. Zusammengenommen wirken sie stärker als Kaffee. Der entscheidende Unterschied zu Kaffee bei den Energydrinks ist, dass hier noch sehr viele Zusatzstoffe zugesetzt sind, die die Koffeinwirkung beschleunigen und verstärken können, wodurch sich das Risiko für das Herz erhöhen kann.
Da Energydrinks einen besonders hohen Koffeingehalt haben, werden sie von der Allgemeinheit mit geistiger und körperlicher Ankurbelung in Verbindung gebracht. Sie werden oft im Job und von Sportlern zur Leistungssteigerung konsumiert sowie von Studenten und Schülern zur Verbesserung des Lernens verwendet.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat Koffeinhöchstwerte für Jugendliche errechnet und festgelegt. Bereits mehr als 3 mg Koffein je Kilogramm Körpergewicht sind riskant. Wer beispielsweise 50 kg wiegt, überschreitet mit zwei kleinen Dosen zu je 0,25 l eines Energydrinks sein Limit an einem Tag. Grundsätzlich sollten aber Jugendliche nicht mehr als 100 mg Koffein pro Tag zu sich nehmen. Laut der amerikanischen Food and Drug Administration FDA sind bis zu 400 mg Koffein pro Tag für die meisten Erwachsenen unbedenklich. Das ist die Menge, die man aus etwa 4 Tassen Kaffee oder etwa 12 Dosen Cola erhalten würden.
Viele Energydrinks (0,25l) enthalten mindestens 80 mg Koffein, manche sogar weit über 100 mg Koffein. Vielfach werden auch Dosen in der Größe 0,33 l und 0,5 l verkauft, wodurch sich der Koffeingehalt nochmal deutlich erhöht und teilweise sogar verdoppelt. Ein halber Liter Energydrink kann sogar 240 mg Koffein und noch mehr enthalten. Manche dieser Produkte sind mittlerweile mit einem Warnhinweis versehen, der besagt, dass die Zunahme für Jugendliche und Kindern unter 18 Jahren nicht empfohlen ist und das Produkt nicht mit anderen koffeinhaltigen Produkten oder Alkohol konsumiert werden darf.
Besorgniserregend seien aber laut Experten auch die anderen Zusatzstoffe in Energydrinks. Zwar ist in der Regel die Hauptzutat Koffein, aber es gibt zumeist auch andere legale Stimulanzien wie Guarana, Taurin, L-Carnitin, die in dem Energydrink enthalten sein können. Das ist bei einem Blick auf die Vorderseite der Dose und auf dem Etikett sowie in der Werbung nicht immer ganz leicht zu erkennen. Viele Experten gehen davon aus, dass über diese anderen Zusatzstoffe nicht genug bekannt ist, um Empfehlungen für sichere Konsummengen geben zu können.
Experten sind sich zunehmend sicher, dass Energydrinks zu Herzerkrankungen beitragen. Dazu gehören insbesondere Herzrythmusstörungen, die sogenannte Arrhythmie, die aufgrund einer Überstimulation des Herzens auftreten können. Arrhythmien können die durch den Körper gepumpte Blutmenge beeinflussen, was erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben kann. Unbehandelte Arrhythmien können über kurz oder lang sogar zu schwerwiegenderen Zuständen bis hin zum Tod führen. Was im Weiteren häufig unterschätzt wird, ist die Wirkung von Energydrinks auf den Blutdruck. Eine Studie aus dem Jahr 2019 ergab, dass Energy Drinks den Blutdruck bei ansonsten gesunden jungen Erwachsenen erhöhen. Eine weitere Studie bringt Energydrinks mit Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen in Verbindung. Daraus kann geschlossen werden, dass solche Getränke ein noch größeres Risiko für Menschen darstellen könnten, die bereits vorerkrankt sind und an Bluthochdruck leiden. Schließlich können diese Getränke den Blutdruck in aller Regel weiter erhöhen. Problematisch dabei ist, dass viele Menschen gar nicht wissen und auch nicht erkennen können, dass sie erhöhten Bluthochdruck haben. Besonders junge Menschen machen sich sehr viel seltener Gedanken über ihren Blutdruck und gehen noch seltener davon aus, dass dieser erhöht sein könnte. Besonders gefährlich ist es, wenn Menschen gar nichts von einer Vorerkrankung ihres Herzens wissen. Dies kann im ungünstigsten Fall sogar zum Tod führen.
Besonders ein langfristiger Konsum von Energydrinks könnte zu Herzinsuffizienz oder Herzinfarkten führen. Allerdings meinen Experten, dass es nicht ganz leicht ist, diese Assoziationen mit zufallbasierten Kontrollstudien zu testen und zu bestätigen. Das Nichtvorliegen von entsprechenden Beweisen veranlasst Experten zunehmend vor dem vermehrten Konsum von Energydrinks zu warnen und die Menschen zur Vorsicht zu veranlassen.
Die Einnahme von Energydrinks im Zusammenhang mit Alkohol macht diese Situation noch schlimmer. Sowohl Alkohol als auch Koffein erhöhen die Herzfrequenz. Kommen anstrengende Bewegungen dazu, zum Beispiel beim nächtlichen Durchfeiern am Wochenende, dann ist das Herz sehr schnell überfordert. Kollabierte Jugendliche landen deshalb immer häufiger im Krankenhaus. Daher warnen Experten zunehmend auch davor, Alkohol mit Energydrinks zu kombinieren. Selbst viele Hersteller von Energydrinks warnen mittlerweile auf ihren Produkten vor der Einnahme der Drinks zusammen mit Alkohol. Die kombinierte Einnahme kann die Neurotransmitter des Körpers irritieren und durcheinanderbringen. Die Kombination von Alkohol mit Koffein führt in der Regel dazu, dass es länger dauert, bis das Koffein den menschlichen Körper wieder verlässt. Das bedeutet, dass eine längere Stimulation stattfindet, als es der Fall wäre, wenn beide Stoffe einzeln in zeitlichem Abstand eingenommen werden würden.
Einige Hersteller von koffeinhaltigen alkoholischen Getränken haben deswegen ihre Rezeptur bereits angepasst und zum Beispiel Alkohol, Koffein, Guarana oder Taurin aus ihren Produkten entfernt. Dennoch werden Energydrink-Cocktails mit Alkohol immer noch in Bars verkauft und vielfach auch im Heimbereich gemixt.
Ein weiterer Aspekt ist neben Koffein und anderen anregenden Zusatzstoffen auch der zumeist hohe Gehalt an Zucker in Energydrinks. Teilweise stecken in einer Dose mehr als 50 g Zucker. Experten sind sich einig, dass der immense Zuckergehalt in Energydrinks zu einer Gewichtszunahme, zur Entstehung von Diabetes und zu Zahnproblemen beitragen kann.
Sie sollten also nicht davon ausgehen, dass Energydrinks Wunder bewirken können, tatsächlich die Leistung steigern oder gesund sind. Ziehen Sie vielmehr in Erwägung, dass die Lebensmittel- und Getränkehersteller nicht das Beste im Sinn haben, sondern sie versuchen in Wirklichkeit nur, den Menschen etwas zu verkaufen, was durch aufwändige Marketing-Strategien und -Kampagnen auch vielfach gelingt. Wenn Sie dennoch Energydrinks sehr mögen und nicht darauf verzichten können oder möchten, entscheiden Sie sich doch zukünftig für die kleinere Dose und greifen Sie nicht allzu oft danach. Denn wie bei so vielen Dingen im Leben, die Dosis macht das Gift.
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